Zurück von meiner ersten
Fashionweekschnupperreise fühle ich mich ernüchtert,
desillusioniert und gar ein wenig verärgert. Zwischen zuviel
Trendgeierei und Arroganz habe ich kurzzeitig meine Freude an der
Modewelt verloren.
An alle, die mich jetzt für ein
kleines naives Blogmädchen halten: Natürlich war und ist mir schon
klar, dass es in der Fashionbranche nicht nur Menschen geben kann,
die Mode als Hobby, Passion oder Kunstform sehen, sondern ebenso
Menschen, die dieses Metier einfach nur als Business oder das Ganze
als vollkommen unemotional betrachten. Gleichermaßen weiß ich, dass
der Fashionzirkus größtenteils aus Oberflächlichkeit,
Überheblichkeit und dem Hang zur Selbstinszenierung zusammensetzt
ist. Eigenschaften, die im weitesten Sinne ja auch wichtig und
unverzichtbar für ebendiesen Tam Tam sind. I know.
Aber muss es ernsthaft sein, dass man
eine eigentlich so schöne und facettenreiche Branche nutzt, um auf
sich aufmerksam zu machen, weil man allen Anschein nach nicht mehr
hat, was einen besonders und individuell macht? Und darf man
zulassen, dass uns materielle Güter zu egoistisch und arroganten
Trotteln machen? Vor dem Zelt tanzen Minderjährige in möglichst
auffallenden Outfits über den Asphalt und man sieht ihnen an, dass
sie den Fummel nicht tragen, weil sie es schön finden oder weil sie
dahinter stehen oder es ihre Persönlichkeit unterstreicht. Nein, sie
tragen es, um möglichst oft schräg angeglotzt oder abgelichtet zu
werden. Die selbsternannten Fashionvictims begrüßen sich mit
französischen Küssen, werfen sich gegenseitig die Komplimente um
die Ohren und denken sich gleichzeitig schon insgeheim „wie sieht
die blöde Kuh denn eigentlich aus?“. Was ist da los? Die coolen
würden jetzt sagen „Das ist die Realität, Baby“, aber ich
glaube, dass diese Leute sich vor Allem vor der Realität verstecken.
In meinem Kopf macht sich modetechnisch
gerade echt gähnende Leere breit. Klar ist, dass ich das Ganze nicht
als Grund dafür nehmen werde mich aus der Modeszene zurück zu
ziehen. Eher sehe ich es als meine Aufgabe, gerade im Hinblick auf
meine Pläne nach dem Studium (ein eigener Laden soll her! Psst!),
das alles irgendwie „besser“ zu machen und in dem
Fashiontreibsand eben nicht unterzugehen. Mag sein, dass viele dort
anderer Meinung sind und ich in den nächsten Tagen zig (böse)
Kommentare unter diesem Text vorfinden werde, aber das musste mal
raus.
In der nächsten Woche wird es hier ruhig zugehen, denn es ist Uniklausurenphase. Danach sind Ferien und dann geht es hier, mit hoffentlich neuem Elan, weiter.
An dieser Stelle möchte ich mich aber einmal bei allem meinen Lesern und Verfolgern bedanken. Ihr seid toll und ich freue mich über jede Unterstützung und jedes Kommentar!♡
Word, Sarah. Wirklich. Die selben Gedanken gehen mir seit einiger Zeit durch den Kopf.
ReplyDeleteSehe ich die Streetstyle-Bilder der Fashion Week wird mir anders. Das ist nur noch auffallen, um jeden Preis - und nicht mehr die Liebe zur Mode oder der ganzen Branche. Die Tiefe, die fehlt. Dein Text ist toll. Wir sollten eine ganze Ladenkette gründen :) xx
Finde ich super. Hatte genau das gleiche Gefühl nach der Fashion Week in Mailand. Mut zur Ehrlichkeit.
ReplyDeleteich bin da ganz deiner meinung!!!
ReplyDeleteMir gehts genauso. Darf ich dich fragen was du studierst? :)
ReplyDeleteMode-Textil-Design und Englischsprachige Literatur- und Kulturwissenschaften im Zwei-Fach-Bachelor.
DeleteLiebe Sarah, ich denke du sprichst einigen aus der Seele. Danke für deinen Mut und deine Ehrlichkeit!!! Ich ziehe meinen Hut vor dir!
ReplyDeleteGott, genau das denke ich mir auch soo oft! Raus damit!
ReplyDeleteIch war noch nie auf einer Fashioweek, aber ich kann mir gut vorstellen, was du meinst... Ich hoffe, deine Modeliebe kommt bald zurück :)
ReplyDeleteich stimme dir voll zu! gerade hier in berlin fällt mir das sehr auf. ich war zwar noch nie auf einer fashion week veranstaltung (und hab auch weiß gott kein interesse daran!), aber selbst auf dem weg zur uni (bzw nach hause) fielen mir die tage lauter verkleidete menschen auf. ich liebe individualität, aber wie du sagst, wohl gefühlt haben sich die mädels und jungs darin sicher nicht. und darum sollte es doch eigentlich gehen, oder?!
ReplyDeleteIch verstehe was du meinst, ich arbeite für einen New Yorker Fashion Blog wodurch ich viel zum reisen komme und auf verschiedene Fashion Weeks geschickt werde (mein profil ist nicht der Blog für welchen ich arbeite). Ich bestätige, Berlin kann durchaus snobby und arrogant sein (was seltsam ist denn sooo besonders groß und rennomiert ist Berlin ja noch nicht), es ist aber NICHTS im Vergleich zu London oder Paris! Persönlicher Albtraum hallo! Dafür sind aber natürlich die Kollektionen schon wieder so bombastisch dass es das ganze Trara wert ist...
ReplyDeleteDie netteste und freundlichste Fashion week die ich jehmals erlebt habe war in Dubai aber da steckt ja auch noch alles in den Kinderschuhen... Plus, es geht im arabischen Raum einfach NICHTS ohne Kontakte, Manieren, und Höflichkeit. Da sind die Araber vorbildlich!
Ach Liebes, so recht hast du. Ich hoffe natürlich ich gehöre nicht zu den Menschen, es war mir eine große Freude dich endlich live kennenzulernen und ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Dann mit mehr Zeit, mehr Ruhe und ohne Modefutzis :)
ReplyDeletex
Ich finde es super, dass du mal so offen und ehrlich darüber schreibst. Denn darüber berichtet einfach niemand nach einer Fashion Week. Auch wenn ich noch an keiner Fashion Week teilgenommen habe, glaube ich, dass ich im Endeffekt einen ähnlichen Eindruck wie du hätte. Das ist zwar schade, dass diese Kehrseite nun auch irgendwie zu dem Modezirkus dazu gehört, aber wenigstens redest du nicht alles schön, was da in Berlin vor sich geht.
ReplyDeleteViel Glück bei deinen Klausuren liebe Sarah <3
true. und richtig gut geschrieben! :)
ReplyDeleteIch kann dir wirklich glauben, dass es dort so abgeht. Hoffe deine Liebe zur Mode ist bald wieder da und solange drücke ich dir ganz ganz feste die Daumen! <3
ReplyDeleteUnglaublich wahre Worte Liebes!
ReplyDeletedanke für diese Worte! Ich stimme dir voll zu.
ReplyDeleteIch habe auch sehr oft das Gefühl, gewisse Leute würden irgendwelche abartigen Fetzen nur anziehen, um um jeden Preis aufzufallen. Lächerlich!
ReplyDeletewarum denkst du das du böse kommentare bekommst? ich finde es ehrlich und gut was du schreibst!
ReplyDeletebesonders individuell zu sein und immer hervorstechen zu müssen ist schlimm und bedauernswert und zeugt von einer minderwertigen persönlichkeit. Man sollte das tragen, was einem gefällt, worin man sich vor allem wohlfühlt und was ästhetisch an einem aussieht.
sehr ehrlich und zutreffend formuliert liebe sarah. ein bisschen mehr davon kann der fashionblog-szene nur gut tun
ReplyDeleteTRUE WORDS!
ReplyDeleteHEJ, ich kann deinen Ärger sehr gut verstehen...jedoch wird die Wut nur noch größer werden, wenn du tatsächlich auf den Arbeitsmarkt geworfen werden wirst und dort nicht "nur" als Blogger erscheinst. Glaube mir, die Berliner Modewelt als Arbeitgeber stinkt zum Himmel. Keine Zahlungsmoral, pure Ausbeute.
ReplyDeleteStudierte, mit einem Haufen Schulden, die nach unendlich vielen unbezahlten Praktika mit viel Glück eine Vollzeit-Stelle (mit viel Überstunden) zu einer Bezahlung von 900€ im Monat bekommen...Doch bieten in Berlin z.b. immer mehr das Private Studium im Bereich Mode an...Ein ekelhaftes Geschäft, für 600€ im Monat!!!!
Keiner wird Ihnen sagen, dass sie hochverschuldete Arbeitslose werden, statt Top-Designer. Das ist die noch traurigere Welt hinter den Kulissen!
Ich persönlich kann daher nur Lachen über das Getue im Rampenlicht...wenn KG Arte in die Kamera prahlt, dass alle Stickereien in Deutschland gefertigt werden und aber verschwiegt, dass dies von studierten unbezahlten Praktikanten erledigt wird...